Braucht unsere Kita einen Förderverein?

Mit dieser Frage wurden wir , als JAEB, konfrontiert, und mussten feststellen:
man kann das gar nicht so pauschal sagen. Darum haben wir einige „für und wider“ gesammelt.

Worum geht es:

Mal angenommen es gibt ein paar engagierte Eltern einer Kita, denen die Zustände in der Kita ihrer Kinder nicht egal sind, und sie möchten aktiv mithelfen die Situation für Ihre Kinder zu verbessern. Z.B.

  • dass für bestimmte Spielgeräte oder Ausstattung Geld gesammelt werden soll oder
  • auf die Auswahl der Ausstattung soll Einfluss genommen werden oder
  • die Mitarbeit der Eltern oder sonstiger Helfer soll organisiert werden ohne die Leitung zu sehr zu belasten

Es macht also Sinn, darüber nachzudenken welcher Zweck eigentlich verfolgt wird. Oft kriegt man das auch einfach so hin, mit Absprachen zwischen den engagierten Eltern.

Für einen Förderverein spricht:

Verbindliche Strukturen:
Aufgaben wie die Kassenführung Beschlussfassung oder der Vorsitz, sind durch Statut oder Gesetzt geregelt und der Verantwortliche kann sich nicht so einfach davon machen. Das ermöglicht langfristig planbares Arbeiten und auch zusätzliches Vertrauen bei potenziellen Spendern

Spendenbescheinigung:
Ist der Förderverein als gemeinnützig anerkannt, so kann er den Geldgebern eine Spendenbescheinigung ausstellen. So eine Spendenbescheinigung wirkt sich günstig auf die Einkommensteuer des Spenders aus. Manche Unternehmen spenden nur, wenn eine solche Bescheinigung ausgestellt werden kann, bei einigen Spendern wird die Spende ohne Bescheinigung einfach kleiner. Häufig ist auch der Träger in der Lage eine Spendenbescheinigung auszustellen, dann ist aber die Frage: „Wer bestimmt, wofür das Geld wirklich verwendet wird?“

Zweckbindung der Mittel:
Die Umsetzung der Projekte sollte trotzdem vom Träger der Kita vorgenommen werden. Das ist einfach eine Haftungsfrage. Darum ist es auch notwendig, dass der Träger das gesammelte Geld erhält. Wenn der Spender angibt, wofür die Spende verwendet werden soll, so darf der Empfänger das Geld auch nur dafür verwenden. An dieser Stelle beginnt ein Dilemma, sobald Eltern Geld direkt für die Kita (bzw. den Träger der Kita) sammeln. Wenn die Spender bei der Überweisung einen konkreten Zweck nennen (z.B. für neue Schaukel) und es bleibt Geld übrig, so darf das Geld trotzdem nur für Schaukeln verwendet werden. Viele Spender benennen den Verwendungszweck aber zu ungenau. Wenn im Verwendungszweck z.B. steht „für Kita“, dann darf der Träger sie auch benutzen um seinen Trägeranteil an den allgemeinen Kosten zu reduzieren. Würden die Spenden aber vom Förderverein , mit einem relativ allgemeinen Verwendungszweck, eingesammelt werden, dann würde er dem Träger nur so viel Geld überweisen, wie für das anstehende Projekt benötigt wird. Dabei wird der Verwendungszweck ganz genau benannt. Falls es Überschüsse aus Spendenaktionen gibt, können diese dann für künftige Projekte verwendet werden, Wobei aber der Förderverein bestimmt, was es ist. Unter den Fördervereinen, die ich befragt habe, war dies das häufigste Motiv einen Förderverein zu gründen, oder fortbestehen zu lassen.

Geregelte Haftung:
Nicht immer sind alle Konsequenzen einer Handlung schon vorher absehbar. Manchmal kommen auf einen Verantwortlichen Kosten zu, die vorher nicht in der Form absehbar waren. Wenn die Gemeinschaft die Entscheidung mit getragen hat, dann bleibt der Einzelne nicht auf seinen Kosten sitzen. Im Übrigen stellt ein Verein eine eigene Körperschaft dar, die auch Insolvenz anmelden kann.

Gegen einen Förderverein spricht:

Die bürokratischen Hürden:
Um einen Förderverein zu gründen braucht man mindestens sieben Mitglieder. Der Verein muss sich selbst eine Satzung geben, das sind die Spielregeln, nach denen er beschließt und handelt. Dort werden auch die Aufgaben benannt, die in Form eines Amtes an ein gewähltes Mitglied übertragen werden. Einige Ämter sind gesetzlich vorgeschrieben. (z.B. Vorstand oder Mitgliederversammlung)
Der Verein wird dann ins Vereinsregister eingetragen und dann kann man die Anerkennung der Gemeinnützigkeit beantragen, die benötigt wird um die Spendenbescheinigungen für die Spender auszustellen.

Viele Mitglieder:
Was passiert, wenn ein Verein nicht mehr beschlussfähig ist? Um die Ämter zu besetzen braucht man Mitglieder. Um die Projekte umzusetzen, braucht man auch Helfer. Wenn Mitglieder, die ein Amt bekleidet haben, aufhören, dann braucht man Ersatz. Darum ist es wichtig, dass ein Verein genügend Mitglieder hat, um die anstehenden Aufgaben auch dann zu bewältigen, wenn es mal etwas enger wird. Je nach Satzung kann es vorkommen, dass sich ein Verein nicht einmal auflösen darf, wenn nicht genügend Mitlieder zusammenkommen.
Darum würde ich raten von den Mitgliedern nur kleine Mitgliedsbeiträge zu erheben. (z.B. 1 € je Monat) Dann gibt es keine hohen Beträge, die vielleicht von der Mitgliedschaft abschrecken, aber es kommt auf alle Fälle genügend Geld zusammen um die Kosten für Briefmarken oder Kopierpapier zu sichern. Alles was die Mitglieder zusätzlich geben, kann als Spende bescheinigt werden.

Fazit:

Vorallem in kleinen Einrichtungen lohnt es sich häufig nicht, einen Förderverein zu gründen, denn der bürokratische Aufwand frisst viel von der Energie auf, die ja eigentlich der Verbesserung der Kita-Bedingungen zugedacht ist. Hier kann man häufig in loosen Aktionsgruppen für ein Projekt, oder einem dauerhaften Elternclub mehr erreichen.

Es ist auch fast nie nötig einen Förderverein zu gründen, damit die Spender einen Spendenbescheinigung erhalten, nämlich dann, wenn der Träger der Kita selbst als gemeinnützig anerkannt ist. In diesem Fall würden die Spendensammler die Gelder für den Träger einsammeln bzw. die Spender überweisen direkt an den Träger der Kita und der Träger stellt dann die Spendenbescheinigung aus. Also: Einfach mal den Träger fragen, ob er Spendenbescheinigungen ausstellen würde und dem Spender unbedingt mitteilen wie der Verwendungszweck lauten muss.

Je größer die Einrichtungen sind, um so schwieriger wird es alle unter einen Hut zu bekommen. Da kann es leicht passieren, dass Potentiale verschenkt werden, weil man die Einsatzwilligen Eltern oder Opas nicht erreicht. Dann können die geordneten Strukturen, die ein Verein bietet, hilfreich sein.

Je nach dem Zweck, der erreicht werden soll, gibt es auch Stufen, dazwischen. Eine sinnvolle Abstufung bei der Form der Zusammenarbeit könnte folgendermaßen aussehen.

  • einzelne Aktion -> aktionswillige Eltern handeln in einer Aktionsgruppe (genaugenommen ist das bereits eine „Gesellschaft bürgerlichen Rechts“, denn jeder tut was er versprochen hat für den gemeinsamen Zweck)
  • immer wieder mal Aktionen -> die Aktionsgruppe beschließt regelmäßig in Kontakt zu bleiben und bildet einen offenen Eltern-Club, in dem die Adressen ausgetauscht werden.
  • geordnete Mitbestimmung in größeren Gruppen -> Der Elternclub gründet einen Verein und gibt sich selbst eine Satzung, mit Regeln zu Stimmrecht, Kündigung, Gremien, Aufgaben usw..
  • Der Verein ist groß und gefestigt -> und möchte nun alle Vorteile eines gemeinnützigen eingetragenen Vereins nutzen. Der Verein lässt sich ins Vereinsregister eintragen und beantragt die Anerkennung als „gemeinnützig“.

Dies soll es mal von unserer Seite gewesen sein, denn schließlich sind wir keine Fachanwälte. Wenn das Thema für Sie aber immer noch interessant sein sollte, dann können wir nur empfehlen andere Menschen zu fragen, die schon in einem Förderverein mit wirken und
sich weiter zu belesen. Die folgenden Links sind ein Anfang.

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